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Running Back Jonathan Taylor ist derzeit nicht zu stoppen.

© Reuters/Gary A. Vasquez

Indianapolis Colts überraschen in der NFL: Berlin darf sich auf ein echtes Topteam freuen

Von wegen Mittelklasse: In der NFL gibt es nach sieben Spieltagen keine bessere Mannschaft als die Indianapolis Colts. Dabei hat der Traumstart viele Gründe.

Stand:

Das beste Team der National Football League (NFL) nach sieben Spieltagen sind … die Indianapolis Colts. Nicht Titelverteidiger Philadelphia Eagles oder die Kansas City Chiefs. Auch nicht die hoch gehandelten Buffalo Bills mit MVP Josh Allen. Und schon gar nicht die Baltimore Ravens, die bisher gerade mal ein mageres Spiel gewinnen konnten.

Dabei war mit den Colts vor der Saison nicht unbedingt zu rechnen. Als die Paarung für das NFL-Spiel in Berlin mit Indianapolis gegen Atlanta Falcons bekanntgegeben wurde, hielt sich die Begeisterung bei den deutschen NFL-Fans ob der Ansetzung dann auch in Grenzen. Allgemeiner Tenor: Im Olympiastadion wird es ein Duell zweier höchstens mittelklassiger Teams geben. Auch, weil schlichtweg die Starpower fehlen würde.

Nach dem 38:24 der Colts am Sonntagabend bei den Los Angeles Chargers steht das Team bei sechs Siegen aus sieben Spielen. Indianapolis hat die beste Offensive der gesamten Liga, im Schnitt gelingen der Mannschaft 33,1 Punkte pro Partie.

Das ist der beste Start einer Angriffsformation in der NFL seit über fünf Jahrzehnten. Die Offensive ist damit auch besser als jene zu Zeiten eines Peyton Manning, der legendäre Quarterback führte die Colts 2006 zu ihrer bis heute letzten Meisterschaft und wurde in seiner Ära in Indianapolis viermal zum besten Spieler der Liga gewählt.

„Ich glaube, wir laufen gerade in allen Bereichen zur Höchstform auf“, sagte Jonathan Taylor. Der Running Back hat in dieser Saison schon zehn Touchdowns erzielt, gegen die Chargers gelangen ihm am Sonntag wieder drei Läufe in die Endzone. In Taylor haben die Colts ihren Superstar – und die Fans in Berlin einen Grund mehr, sich auf das Gastspiel der NFL am 9. November zu freuen.

„Er ist im Moment der beste Running Back der Liga. Ohne jeden Zweifel“, adelte ihn sein Head Coach Shane Steichen zuletzt. Dabei hat der Colts-Trainer durchaus selbst seinen Anteil am unerwarteten Höhenflug des Teams. Vor der Saison ernannte er Daniel Jones für viele überraschend zum Quarterback Nummer eins.

Der Österreicher Bernhard Raimann (zweiter von links) lässt die gegnerischen Verteidiger nur selten vorbei und Tight End Tyler Warren (84) kann auch blocken.

© Imago/ZUMA Press Wire

Jones hatte zuvor bei den New York Giants viele durchwachsene Jahre. In sechs Saisons dort kam er insgesamt auf fünf Spiele mit einem Passer-Rating von mehr als 100 – in Indianapolis gelang ihm das in den ersten sieben Spielen schon sechsmal. Jones liefert zwar kein Spektakel ab, ist aber ein grundsolider Ballverteiler.

Den Erfolg des Teams erklärte er zuletzt ganz nüchtern mit den Worten: „Es kommt mir nicht so vor, als würden wir etwas Außergewöhnliches oder Verrücktes tun. Wir ziehen einfach unsere Spielzüge durch.“ In Taylor hat Jones den perfekten Ballträger und in Tyler Warren möglicherweise einen weiteren künftigen Topstar.

Auch ein Österreicher glänzt im Team der Colts

Der Tight End wurde schon vor seinem Einstand in der NFL mit Travis Kelce verglichen. Kelce hat mit den Kansas City Chiefs dreimal den Super Bowl gewonnen und liefert durch seine Beziehung mit Taylor Swift Tag für Tag auch abseits des Footballfeldes Schlagzeilen. Sportlich aber ist ihm Rookie Tyler Warren in dieser Saison schon voraus, zumindest statistisch.

Bei der Suche für die Gründe des Colts-Traumstarts landet der Football-Experte aber irgendwann auch automatisch bei der Offensive Line. Die Kolosse vor Jones und Taylor schaffen es wie keine andere Einheit in der NFL, ihren Quarterback zu beschützen oder für den Läufer Lücken zu blocken.

„Sie machen die ganze Drecksarbeit und es mir dadurch wirklich leicht“, lobte Taylor am Sonntag. Ein wichtiger Faktor in der Line ist Bernhard Raimann aus Österreich, der die linke Außenseite auf dem Weg zum Quarterback dicht macht und im Sommer einen 100-Millionen-Dollar-Vertrag unterschrieben hat.

Als wirklich ernsthafter Titelkandidat gelten die Colts dennoch weiterhin nicht. Das Team profitierte bisher von einem recht leichten Spielplan und es gibt in der NFL sicherlich stärkere als die eigene Division. Auch deswegen sind die Aussichten für Indianapolis vielversprechend, erstmals seit 2014 wieder die AFC South zu gewinnen.

Berlin darf sich in drei Wochen in jedem Falle auf eine absolute Topmannschaft freuen, wobei es jetzt sogar wieder eine neue Angst unter den Fans gibt: Die Colts könnten Atlanta im Olympiastadion derart überlegen sein, dass das NFL-Spiel in der Hauptstadt möglicherweise ziemlich einseitig wird.

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